Hände weg von Venezuela, George W. Bush!

Wenn wir gegen den Besuch von George W. Bush protestieren, dann sollten wir dabei nicht nur an den Irak-Krieg denken. Ich will die Aufmerksamkeit kurz auf ein anderes Land richten, das bisher etwas im Windschatten des Krieges in Afghanistan oder Irak stand, aber nicht minder gefährdet und bedroht ist durch die Bush-Administration.

Venezuela ist der viertgrößte Erdölexporteur der Erde und schon allein daher ein Land von zentraler Bedeutung im "Hinterhof" der USA.

Im April 2002 wurde Venezuela ein ernsthafter Militärputsch gegen demokratisch gewählte Regierung des Präsidenten Chávez durchgeführt. Das Drehbuch hierzu wurde in Washington von der US-Regierung und ihren Geheimdiensten geschrieben. Der Vorsitzende des Unternehmer-Verbandes war der Anführer. Der Putsch scheiterte am massenhaften Widerstand der Bevölkerung und an der Loyalität der großen Mehrheit der Armee. Ein eindrucksvoller Dokumentarfilm über diese drei Tage im April wurde später sogar in ZDF und Phoenix ausgestrahlt.

Was passt den Herrschenden in den USA an Venezuela nicht?

·   Dort gibt es eine demokratisch gewählte und mehrfach bestätigte Regierung, die nicht nach der Pfeife der US-Regierung tanzt. Eine Regierung, die die Privatisierung der Erdölindustrie und anderer nationaler Reichtümer strikt ablehnt und die Öleinnahmen von oben nach unten umverteilt, indem sie damit etwa eine freie kostenlose Gesundheitsversorgung in Armenvierteln oder ein Alphabetisierungsprogramm für Erwachsene finanziert.

·   Die Regierung unter Präsident Chávez beugt sich im Gegensatz zu fast allen anderen Regierungen der Welt nicht dem neoliberalen Diktat von Konzernen, Weltbank und IWF. In Venezuela bedeuten Reformen wirklichen Fortschritt für die Mehrheit der Bevölkerung. Wenn wir hingegen hierzulande das Wort „Reformen“ hören, denken wir an "Agenda 2010, Hartz und Gesundheits"reform" und damit an einen Angriff auf unsere Geldbeutel und Zukunftsaussichten.

·   Venezuela zeigt, dass ein anderer Weg möglich und nötig ist. 

Weil Venezuela ein Vorbild für ganz Lateinamerika und darüber hinaus darstellt, setzen die Herrschenden in Venezuela und Nordamerika, aber auch deutsche Einrichtungen wie die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung, weiter alles daran, diese Regierung loszuwerden. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht:

·      Ein Wirtschaftsboykott 2002/2003 sollte das Land ins Chaos stürzen und einen neuen Umsturz vorbereiten.

·      Eine widerliche Medienkampagne in den Privatsendern und Blättern soll die Mittelschichten gegen den Präsidenten aufwiegeln. Es gab faschistische Überfälle auf alternative Radiosender und Armenviertel, Randale rechter Schlägertrupps und Attentate auf Landarbeiter ebenso wie die gezielte Tötung eines mutigen Staatsanwalts, der die Hintergründe des Putsches von 2002 aufarbeiten wollte.

·      Venezuela hat derzeit das „Glück“, dass die US Army im Irak gebunden ist. Letztlich wäre Bush aber auch zu einer offenen militärischen Invasion oder einem Stellvertreterkrieg gegen Venezuela über die Regierung Kolumbiens bereit. Die Propaganda hierzu läuft seit längerem. Die Behauptung, Venezuelas Präsident Chávez unterstütze die Guerilla und Terroristen in Kolumbien ist genau so verlogen und frei erfunden wie Märchen von Massenvernichtungswaffen in Irak – was als Kriegsgrund diente. 

Daher:

·   Hände weg von Venezuela, George W. Bush!

·   Schluss mit Erpressung, Interventionsdrohungen und Versuchen der Destabilisierung und Einmischung!

·   Stopp aller offenen und verdeckten US-Interventionen in Lateinamerika!

·   Solidarität mit dem revolutionären Prozess in Venezuela!

·   Solidarität von unten statt Bomben von oben!

Hans-Gerd Öfinger

Mehr Infos:  [www.handsoffvenezuela.org]    [www.netzwerk-venezuela.de]